Gestern war es soweit: Der MedAT 2025 ist geschafft! Und wir können schon jetzt sagen – die meisten von euch dürften mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen sein. Nach unserem Eindruck und den ersten Rückmeldungen, die uns erreicht haben, zeichnet sich ein erfreuliches Bild ab.
Der diesjährige Test war deutlich fairer und weniger trickreich als in vielen Vorjahren. Das bedeutet, es gab keine bösen Überraschungen – weder im BMS noch im KFF/SEK-Teil.
Das bedeutet allerdings auch, dass die Bestehensgrenze voraussichtlich zwischen 75 % und 80 % (vielleicht teilweise auch darüber) liegen wird – bei einem einfacheren Test wird die Konkurrenz naturgemäß härter.
Beginnen wir mit dem BMS – und hier können wir euch beruhigen: Es gab wirklich keine unliebsamen Überraschungen und wieder einige Altfragen, die allen, die mit dem 100% BMS-Buch gearbeitet haben, bekannt sein dürften.
Die Biologie-Fragen bewegten sich durchweg auf einem soliden Grundlagenniveau. Wer sich mit den Klassikern wie Zellorganellen mit Doppelmembran beschäftigt hatte, konnte hier punkten. Auch die Anatomie-Fragen zur Lage des Muttermunds oder zur Funktion der Plazentaschranke waren fair gestellt. Bei der Genetik ging es um die bewährten Themen wie autosomal rezessive Erbgänge und BRCA-Gene – alles Inhalte, die in jedem guten Vorbereitungsbuch stehen. Neu waren erstmals eine Frage zum (noch recht neuen) Stichwort Krebs sowie vereinzelt spezifische Inhalte wie z.B. der Kohlrausch-Knick.
In der Chemie blieb alles beim Alten: Säure-Base-Verhalten, die gute alte Knallgasreaktion und stöchiometrische Grundrechnungen. Selbst die organischen Stoffgruppen wie Thiole waren für gut Vorbereitete keine Hürde.
Auch Physik prüfte eher euer Verständnis als Detailwissen – Formeln wie „Drehmoment gleich Kraft mal Hebelarm“ oder Grundlagen zur idealen Gasgleichung waren typische Aufgaben.
Und die Mathematik? Durchaus machbar mit Dosierungsrechnungen und geometrischen Grundaufgaben. Keine komplexen Textbeispiele oder Logarithmen dieses Jahr.
Eine weitere doch etwas überraschende Neuerung beim BMS: Keine Kombinationsaufgaben mehr. Während in den letzten Jahren doch bis zu einem Viertel Kombi-Aufgaben waren, wurden diese heuer komplett weggelassen. Auch das ist ein Grund, warum der BMS-Teil heuer einfacher war.
Bei Textverständnis hat sich ein Trend der letzten Jahre fortgesetzt: Die Texte werden länger. Das bedeutet, man muss zügig arbeiten, damit man überhaupt fertig wird. Wer alle Texte zweimal lesen will, dem geht wahrscheinlich die Zeit aus. Inhaltlich waren die Texte nicht sonderlich komplex – Themen wie PFAS, Neandertaler-Forschung oder Grönlands Eisschmelze sind durchaus zugänglich. Fast alle Texte stammten aus Tageszeitungen und nicht aus Fachzeitschriften.
Die Herausforderung lag wie immer in der Kombination aus langen Texten und verschachtelten Antwortmöglichkeiten. Hier war präzises Lesen und schnelles Verstehen gefragt – und genau hier haben sich die sehr guten Kandidaten von den guten abgesetzt. Im Vergleich war Textverständnis heuer wahrscheinlich der schwierigste Untertest.
Auch der KFF-Teil brachte keine Überraschungen. Bei Figuren zusammensetzen hat sich bestätigt, was wir schon ein wenig erwartet hatten. Die Sorge, dass lauter neue Figuren abgefragt werden war unbegründet. Bis auf das Quadrat gab es keine der neuen Figuren (Dreieck, Parallelogramm) in den Antwortoptionen. Somit konnte man gut die bekannten Strategien für die Vielecke nutzen. Außerdem sind die Teile dieses Jahr wieder größer geworden, was das Zusammensetzen zusätzlich erleichtert hat.
Auch bei Zahlenfolgen gibt es nichts Neues zu berichten. Auch dieses Jahr gab es wieder viele Dreier-Sprünge, die aber alle recht einfach zu identifizieren waren. Ein bisschen schwieriger zu erkennen war das unregelmäßige Überspringen und auch von den neuen Mischsystemen aus dem letzten Jahr gab es dieses Jahr wieder eine Aufgabe. Für all jene, die mit unserem 100% MEDAT geübt haben, war das keine Überraschung, da es zu beiden ausreichend Aufgaben im Buch gab.
Bei der Wortflüssigkeit kamen Begriffe wie „Illusion“, “Hypothek” oder „Epilepsie“ dran – Wörter, die den meisten aus den gängigen Trainingssammlungen bekannt vorkommen dürften.
Auch bei Merkfähigkeit gab es keine Gemeinheiten: Die Bilder waren klar unterscheidbar, die Fakten gut merkbar. Allergien, Blutgruppen, Ausweisnummern – alles im gewohnten Rahmen.
Die Implikationsaufgaben folgten (wie immer) den bekannten Mustern, die ihr aus der Vorbereitung kennt.
Der SEK-Teil hielt sich komplett an das gewohnte Format. Zielkonflikte zwischen Kollegenhilfe und Familienverpflichtungen, Emotionen erkennen bei Schuld, Reue und Scham, oder der Umgang mit Nervosität vor einer OP – alles Szenarien, die ihr aus der Vorbereitung kennt. Mit ordentlicher Vorbereitung war dieser Teil gut zu bewältigen.
Etwas Neues gab es dann doch: Zwei Minuten vor Ende jedes Untertests ertönte ein Gong-Signal. Die Reaktionen darauf waren gemischt – viele empfanden es als hilfreiche Orientierung für das Zeitmanagement, andere fanden es in den letzten Minuten eher stressig. Aber im Großen und Ganzen eine sinnvolle organisatorische Verbesserung, um die Zeit nicht komplett aus den Augen zu verlieren bzw. als Hinweis, die Antworten zu übertragen.
Wenn der MedAT schwer ist (wie z.B. 2024) kann kann sich jeder der, gut vorbereitet ist, mit seinem Wissen einen Vorsprung verfassen. Ist der Test einfach, spielen dafür andere Faktoren im Verhältnis eine größere Rolle:
Die Atmosphäre in der Messehalle mit über tausenden Personen ist für viele überwältigend – und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer sich von der enormen Kulisse, den vielen Mitbewerbern oder der angespannten Stimmung einschüchtern ließ, hat wertvolle Punkte verschenkt. Bei einem 7-stündigen Marathon darf man sich keinen Blackout leisten und muss die Konzentration über die gesamte Testdauer aufrechterhalten – eine mentale Herausforderung, die oft unterschätzt wird.
Wenn die Aufgaben grundsätzlich lösbar sind, gewinnt derjenige, der am schnellsten und sichersten durch die bekannten Aufgabentypen navigiert. Wer beim Figuren zusammensetzen oder bei den Zahlenfolgen noch überlegen musste, verlor kostbare Sekunden, die andere für schwierigere Aufgaben nutzen konnten. Kandidaten, die regelmäßig Testsimulationen absolviert haben, wussten genau was sie erwartet und hatten dadurch einen entscheidenden Vorteil – sie konnten ihre Energie für die Inhalte statt für die Orientierung im Testformat verwenden.
Bei einem eher einfachen Test wird die Zeitverteilung zum entscheidenden Faktor – besonders beim umfangreichen Textverständnis-Teil. Wer zu lange bei einzelnen schwierigen Fragen hängen blieb, riskierte am Ende nicht alle Aufgaben bearbeiten zu können. Erfolgreiche Kandidaten haben gelernt, auch mal eine Aufgabe zu überspringen und später darauf zurückzukommen, statt sich festzubeißen. Der neue Gong-Ton zwei Minuten vor Ende jedes Untertests konnte hier durchaus eine hilfreiche Orientierung bieten – vorausgesetzt, man ließ sich davon nicht zusätzlich stressen.
Der MedAT 2025 war inhaltlich wirklich fair und gut machbar. Es gab keine unerwarteten Aufgaben, alles war mit den gängigen Vorbereitungsmaterialien gut lösbar, und der Test war strukturiert und vorhersagbar. Wer systematisch geübt hat, konnte sich über einen gut absolvierbaren Test freuen.
Die Kehrseite dieser erfreulichen Entwicklung: Bei einem machbareren Test wird die Bestehensgrenze entsprechend höher liegen. Unsere Einschätzung von 75 % bis 80 % (evtl. sogar noch höher) spiegelt genau das wider – einen fairen, aber dadurch auch kompetitiveren Test.
Für alle, die gestern dabei waren: Ihr habt einen fairen Test absolviert und könnt stolz auf eure Leistung sein. Jetzt heißt es abwarten, wo genau die Grenze gezogen wird.
Für alle künftigen Kandidaten ist die Botschaft klar: Gründliche und strukturierte Vorbereitung zahlt sich immer aus – ob der Test schwer oder leicht ist.
Wir drücken allen Teilnehmenden die Daumen für die Ergebnisse und freuen uns darauf, viele von euch bald als Medizinstudierende begrüßen zu dürfen!
Foto:
Medizinische Universität Wien/APA-Fotoservice/Rudolph
Fotograf/in: Roland Rudolph