Hey, ich heiße Magdalena und ich studiere Humanmedizin im ersten Jahr an der MUW. Ich habe mich auf den MedAT in Wien vorbereitet, um endlich meinen Traum zu verwirklichen und Medizin studieren zu können. Es hat sich ausgezahlt und ich konnte 2020 in Wien einen der begehrten Plätze ergattern. Ich habe das erste Jahr bereits hinter mir und würde sehr gerne ein paar Einblicke mit euch teilen.
Das Medizinstudium dauert zwölf Semester und ist in drei Abschnitte gegliedert. Jeden Abschnitt muss man positiv absolvieren, um den nächsten beginnen zu dürfen. Das erste Studienjahr ist ein eigener Abschnitt für sich – der erste Abschnitt.
Im ersten Studienjahr erwarten einen viele spannende, aber vor allem grundlegende Dinge, um erstmal ein Basiswissen aufzubauen. Jedes Semester besteht aus drei Blöcken. Das bedeutet, dass das erste Semester mit Block 1 startet und mit Block 3 endet.
Das gilt auch für das zweite Semester. Es startet mit Block 4 und endet mit Block 6. Jeder Block hat ein bestimmtes Thema. Am Vormittag finden die Vorlesungen statt. Diese sind freiwillig. Am Nachmittag, aber auch nicht jeden, finden Pflichtveranstaltungen (Seminare, Lines und POL) statt. Am Semesterende des ersten und zweiten Semesters gibt es je eine Prüfung: die SIP.
Es gibt im ersten Jahr insgesamt sechs Blöcke aufgeteilt auf zwei Semester. Diese Blöcke müssen jeweils auch positiv abgeschlossen werden, um das ganze Jahr abschließen zu können und überhaupt zur SIP antreten zu dürfen. Ich möchte euch gerne einen Einblick in die Blöcke ermöglichen.
Block 1 – gesunde und kranke Menschen
Das Studium startet mit Block 1. Man wird eingeführt in die Hauptthemen der Blöcke des ersten Jahres. Themen Physik und Chemie, Ethik und Recht, Gesundheitssystem, Histologie, Anatomie und Physiologie. Wobei die letzten drei vertieft in Block 2 besprochen werden.
Block 2 – der menschliche Körper
Im Block 2 lernt man die Anatomie, Physiologie und Histologie.
Block 3 – vom Molekül zur Zelle
Hier lernt man die Grundlagen für das Verständnis der Zelle, sprich was alles in der Zelle vorgeht.
Block 4 – Funktionssysteme und biologische Regulation
Block 4 war für mich der schrecklichste Block, aufgrund der Seminare. Hier lernt man die ganze Physiologie im Detail. Die Seminare sind Pflicht und finden am Nachmittag statt. Sie werden im Kleingruppenunterricht abgehalten. Bei uns war das so, dass wir uns in Webex eingeloggt haben und dann hat der Professor seine Folien mit uns geteilt, auf denen Fragen standen. Er hat bei jeder Frage jemanden aufgerufen und die Person musste die Frage beantworten. Wenn man es nicht erklären konnte, hat man entweder eine Ersatzleistung bekommen oder wenn der Professor einen guten Tag hatte, durften wir es ihm beim nächsten Seminar vortragen.
Block 5 – Genetik, molekulare und zelluläre Kommunikation
Wie der Name des Blocks schon verrät, beschäftigt man sich hier mit der Genetik. Für mich war der Block interessant.
Block 6 – Prävention und Präventivmedizin – ärztliche Aufgabe und Verantwortung
Wir waren der erste Jahrgang mit dem neuen Block 6. Hauptthema ist hier die Prävention und ihre verschiedenen Formen.
Im ersten Semester gibt es die Lines „Soziale Kompetenz“ und „Erste Hilfe Praktikum“. Bei der Line „Soziale Kompetenz“ hätten wir im Pflegewohnheim ein Praktikum machen sollen, um zu sehen, wie man mit Menschen, die Behinderungen haben oder aufgrund ihres Alters eingeschränkt sind, am besten umgeht. Da wir aufgrund der Pandemie kein Praktikum machen konnten, haben wir ein Heft mit Selbstversuchen für Zuhause mitbekommen.
Das Erste Hilfe Praktikum hat in Präsenzunterricht stattgefunden, wo wir die Basics der ersten Hilfe gelernt haben.
Im zweiten Semester gibt es nur eine Line und zwar „PGU“. PGU steht für physikalische Gesundenuntersuchung. Hier lernt man, wie man einen Menschen untersucht (Herz, Lunge auskultieren, Bauch tasten etc.) PGU fand leider nicht in Präsenzunterricht statt, sodass für mich der Lerneffekt erst nach meiner Famulatur auf der inneren Medizin gegeben war.
Problemorientiertes Lernen findet sowohl im ersten als auch im zweiten Semester statt. Hierbei bekommt man im Kleingruppenunterricht von einem/r Lehrenden in einer Stunde einen Fall mit einem bestimmten Thema. In der Stunde notiert man sich Lernziele dazu, die man in der nächsten Stunde nach einer Woche bespricht. Wenn man interessante Fälle bekommen hat, war das immer sehr spannend, ansonsten naja.
Die SIP ist eine Prüfung in multiple Choice Format, die den jeweiligen Semesterstoff abprüft. Die SIP1a findet nach dem ersten Semester statt und die SIP1b nach dem zweiten. Man hätte für jede SIP insgesamt fünf Versuche. Im ersten Jahr ist das ein wenig anders, da das erste Jahr ein eigener Abschnitt ist und man diesen bis September positiv absolviert haben muss. Somit hat man für die SIP1a vier Versuche und für die SIP1b nur zwei. Das liegt daran, dass die SIP1a nur im Februar, April, Juni und September stattfindet und die SIP1b nur im Juni und September. Wenn man es bis dahin nicht geschafft hat die SIPs positiv zu absolvieren, bekommt man ein Wartejahr. Für die SIP lernen die Meisten mit Anki. Das ist eine App, mit der man Karteikarten erstellen kann. Im Internet gibt es bestimmte Decks für die SIPs mit denen man die Fragen, die bereits zu den jeweiligen SIPs gekommen sind, lernt. Ich habe mich auf die SIPs vorbereitet indem ich die Altfragen mit Anki gelernt habe und bei Unklarheiten in Lehrbüchern, Amboss oder Internet nachgeschaut habe.
Ich konnte den ersten Tag meines neuen Studiums kaum erwarten. Am ersten Oktober 2020 war es dann soweit. Ich stand in der Früh auf und schaltete aufgeregt meinen Laptop ein, um mir die erste Vorlesung des ersten Semesters anzusehen. Ich war etwas enttäuscht und gleichzeitig auch traurig, weil ich mir dessen bewusst war, dass es auch in nächster Zeit keine Veranstaltungen vor Ort geben wird. Ständig fragte ich mich: für wie lange das jetzt so bleiben wird?
Tatsächlich wurde das Meiste online abgehalten, was für mich persönlich eine sehr große Herausforderung darstellte. Ich lerne sehr gern und gut in einer ruhigen Umgebung, außerhalb von zu Hause, sprich in Bibliotheken oder auf der Uni. Das fiel leider weg, da die Bibliotheken und Unis geschlossen hatten. Das ständige „vor dem Laptop sitzen“ war für mich sehr ermüdend und demotivierend. Ich war kaum in der Lage, mir etwas zu merken, da ich meinen Lernplatz bei mir im Zimmer neben meinem Bett hatte, was mich wirklich eher zum Schlafen als zum Lernen motiviert hat. Ich habe mit meiner Familie gelebt und konnte deshalb meinen Lernplatz auch in keinem anderen Raum einrichten. Ich fühlte mich ausgelaugt und hilflos, weil ich noch nie in meinem Leben mit so viel Lernstoff auf einmal konfrontiert wurde. Ich zweifelte oft an mir und fragte mich, ob das Studium für mich wirklich das Richtige ist und ob ich nicht doch eher für etwas Anderes geschaffen bin. Ich habe mich selber so gestresst, dass ich mich kaum mit Freunden getroffen und kaum die Wohnung verlassen habe, weil ich dachte, dass ich sonst niemals mit dem Lernstoff fertig werde. Ich habe gemerkt, dass ich etwas ändern muss, da ich auf diese Art und Weise das Studium nicht schaffen würde, weil ich ja auch nicht wusste, wie lange die Veranstaltungen noch online abgehalten werden. Ich habe mir dann für jeden Tag einen Tagesplan erstellt und bin öfters zu Freunden lernen gegangen. Das Lernen mit meinen Studienkollegen hat mich sehr motiviert und mir sehr geholfen.
Wir hatten wie gesagt leider keinen Präsenzunterricht, bis auf einen verkürzten erste Hilfe Kurs und eine Line „Soziale Kompetenz“. Statt der Line „soziale Kompetenz“ hätte man eher „PGU – Physikalische Gesundenuntersuchung“ in Präsenzunterricht stattfinden lassen sollen. PGU war online echt furchtbar. Ich finde, dass man in einem Studium, wie Medizin, echt viel Praxis benötigt, um es dann auch wirklich zu können und zu verstehen.
Es war anfangs echt schwierig sich zurecht zu finden. Ich wusste nicht, wo ich meinen Stundenplan finden, wo ich den Vorlesungen und Seminaren beitreten kann. Das war alles neu für mich, aber mithilfe von anderen Studenten*innen hat es dann ganz gut geklappt. Die App „Studo“ hat mir auch noch um einiges die Organisation erleichtert, da man sich so einen perfekten Überblick über die Vorlesungen, Seminare und E-Mails verschaffen kann.